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Hier erfahren Sie mehr zur namentlichen Zuordung ägyptischer Pyramiden.

s Zuordnung von Pyramiden zu ägyptischen Herrschern

Die Fachmeinung:

Im Beitrag „Die Standortwahl von Pyramiden der IV. Dynastie“ wurde schon erwähnt, dass Pyramiden in der Ägyptologie als Gräber gelten, welche von den Königen zu Lebzeiten in Auftrag gegeben, zeitlich nacheinander errichtet und nach dem Tode eines jeweiligen Königs durch diesen als letzte Ruhestätte benutzt wurden. Es gibt 9 große Areale mit mehr als einer Pyramide, dazu zählen: Abu Roasch, Gizeh, Zaujet el-Aryan, Abusir, Sakkara, Dahschur, Masghuna, Lischt und Illahun.

Dieser FORUM-Beitrag soll die wichtigsten Aussagen der Fachmeinung über die Zuordnung von Pyramiden zu den jeweiligen Herrschern wiedergeben. Um eine annähernd gesicherte Zuordnung zu gewinnen, könnte man die Grabungsfunde und -indizien in zwei Kategorien, der direkten und der indirekten namentlichen Zuordnung, unterteilen:

Direkte Zuordnung einer Pyramide:

  • Durch den im Bauwerk fixierten Königsnamen:
    In einer Zeit von ca. 360 Jahren, also vom Beginn der 3. bis fast zum Ende der 5. Dynastie, enthalten die pyramidalen Gräber, sowie die königlichen Mastaben keinerlei interne Inschriften. Die sog. Pyramidentexte, eingemeißelt in den Innenräumen der pyramidalen Bauwerke, tauchen erst mit König Unas, dem letzten Herrscher der 5. Dynastie auf. Zusätzlich gab es noch ab König Teti Sarkophagsprüche. In den o.g. Texten werden somit die Grabinhaber direkt erwähnt. Diese Art der Innenraum- und Sarkophaggestaltung hält jedoch „nur“ über einen Zeitraum von ca. 170 — 200 Jahre, etwa die gesamte 6. Dynastie hindurch. Später fehlen dann wieder Sprüche und Inschriften in den Sarkophagen und Innenräumen der Pyramiden. Deutlich wird das vor allem in den Kammersystemen der Pyramiden aus dem Mittleren Reich.
  • Durch Bestattungsreste:
    Sie bestehen aus Grabbeigaben oder dem Verstorbenen selbst und können somit ebenfalls den Grabinhaber direkt benennen. Jedoch sind nicht alle sichergestellten Mumienreste zwangsläufig Reste von Grabinhabern. Funde dieser Art, welche mit der C14-Methode oder anderer Analysen zeitlich bestimmt werden konnten, bezeichnet man dann als Nachbestattungen . Sie stehen in keinem personellen oder zeitlichen Zusammenhang zu der Grabpyramide und damit auch zu dem vermeintlichen Grabinhaber.

Indirekte Zuordnung einer Pyramide:

  • Durch Namennennung außerhalb des Bauwerks:
    Hierbei stützt man sich vor allem auf die schriftliche Erwähnung des vermeintlichen Grabherrn in den umliegenden kleineren Gräbern von Angehörigen des Königs oder verdienstvollen Beamten. Diese gruppieren sich um den zentralen Grabbau (Pyramide/Mastaba) und werden somit Teil der dadurch entstehenden Nekropole. Als Nekropolen werden Gräberfelder aus vorchristlicher Zeit bezeichnet. Zusätzlich werden nichtzeitgenössische Schriftstücke ausgewertet, wie Papyri oder Reisebeschreibungen aus den unterschiedlichsten geschichtlichen Epochen. Diese geben den Namen des Grabbesitzers
  • durch mündliche oder schriftliche Überlieferung wieder. Grabungsberichte von Pyramidenforschern aus dem vorigen Jahrhundert, mit Detailbeschreibungen der entdeckten, heute jedoch verloren gegangenen oder zerstörten Fundstücke, zählen ebenfalls zur indirekten Zuordnung. Allen diesen Quellen gemeinsam ist, dass sie Rückschlüsse erlauben, die dann eine Annahme ergeben, welchem König eine Pyramide als Grabstätte zugeordnet werden könnte.
  • Durch Nebenbauten:
    Betrachtet man außer den Pyramiden als Bestattungsorte auch ihre Tempelanlagen, so dienten sie dem Zweck der Huldigung und Ehrerbietung für den verstorbenen König. Darin gefundene schriftliche Hinweise belegen die Aufrechterhaltung des Tempelbetriebes und der Fortführung des dazu gehörenden Kultes. Aus diesen schriftlichen Hinweisen, in Form von Wandinschriften oder gar Papyri ergeben sich sehr oft indirekte Namennennungen der verehrten Könige und damit der vermeintlichen Grabbesitzer. Usurpation, d.h. Wiederbenutzung eines Königsgrabes, gab es im Pyramidenbauzeitalter laut Fachmeinung nicht. Das Fortführen und Vollenden eines Pyramidenkomplexes ist durch den jeweiligen Nachfolger, meist einem Sohn des verstorbenen Königs, gesichert. Die Kartusche des Djedefre auf Deckbalken der südlichen Bootsgrube aus dem Cheops-Pyramidenkomplex wird beispielhaft dahingehend interpretiert.
  • Durch Restaurierung und Instandsetzung:
    Diese an den Pyramiden nachweislich durchgeführten Arbeiten, wurden ebenfalls als Huldigung an alte königliche Vorfahren betrachtet. Inschriften des Chaemwaset, einem Sohn Ramses II., an verschiedenen Königsgräbern, so z.B. an der Nordseite der Mykerinospyramide und an der Südseite der Pyramide von König Unas, sollen diese Aussage untermauern. Diese schriftlichen Zeugnisse enthalten meist den Namen des verehrten Königs und damit des einstigen Grabbesitzers. Phänomene wie z.B. ein Auftauchen von Vorratsbehältnissen aus Alabaster (feiner Kalzit, bei dessen Entstehung im Gegensatz zum Kalkstein, Lebewesen keine Rolle spielten), mit verschiedenen Königskartuschen, unter der Stufenpyramide von König Djoser in Sakkara Nord, oder die Wiederverwendung von diversen Steinblöcken in dem Pyramidenkomplex von Amenemhat I. in Lischt, welche von dem Aufweg der Cheops-Pyramide stammten, gelten in der Fachwelt ebenso als Ehrerbietung an königliche Vorgänger (vgl. M. Verner: Die Pyramiden, S.437) oder bleiben wie im Fall Amenemhat I. vorerst strittig.

Die fast einhundertjährige Forschungstätigkeit der Ägyptologie ist zu einem Spiegel geworden, die den aufwendigen Totenkult der alten Ägypter reflektiert und kommentiert, aber noch nicht auf alle Detailfragen eine gesicherte Antwort besitzt. In diesem FORUM steht die direkte namentliche Zuordnung von ägyptischen Pyramiden im Vordergrund, weitere o.g. Punkte werden aber tangiert, sofern es dem weiteren Verständnis zuträglich ist. Äußerst schwierig gestaltet sich m.E. die Beweislage für eine Grabtheorie, denn zu einer solchen gehört nun mal der Verstorbene selbst, oder zumindest eine direkte schriftliche Nennung des Grabinhabers. Da aber Beides für ägyptische Pyramiden nicht immer vorhanden ist, lässt sich daraus eine sehr provokative Frage formulieren: Sind ägyptische Pyramiden tatsächlich Grabbauten?

© 2000 Frank Fröse (D)

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